20 Nischen für die Zukunft!
Performative Begehung der Realnische 0
Die „Realnische“ ist eigentlich ein Fachbegriff aus der Ökologie. Es geht darum, zu berechnen, welche Faktoren gegeben sein müssen, damit eine Art überleben kann. Der Raum, den Julia Oschatz für den MalerSaal gebaut hat, verbindet diesen Gebrauch von „Nische“ mit der „Nische“ als Vokabel im sozialen Sinn: der Rückzugsort, die Nerd-Ecke, der Platz out of focus, an dem vielleicht weiter existiert, was woanders längst modernisiert, abgeschafft, erneuert wurde.
Aus einem kühlen Sichtbetonkubus ist ein Labyrinth der Nischen ents tanden, der Pfade der Erinnerung, der Aufarbeitung einer Zukunft, die es mal gab. Ihr Material waren die Fundi des Theaters: selbst Nischen, in denen Dinge lagern, die der Rest des Hauses längst vergessen hat. Die Idee eines Fundus ist upcycling: Kaum ein gelagerter Gegenstand wird so wieder verwendet, wie er ursprünglich konzipiert war. Das soll im MalerSaal in dieser Spielzeit das Prinzip werden: Wie können aus alten Materialien neue Konstellationen gebildet werden, die vielleicht so etwas wie Zukunft wieder buchstabierbar machen? Nach den zwei Premieren des Eröffnungswochenendes starten wir mit einem theatralischen Gathering, bei dem der Raum von Julia Oschatz der Protagonist ist. Mit einer performativen Lecture werden Eva von Redecker und Aurelie Herbelot das revolutionäre Potential von Nischen feiern. Geraldine Schabraque und Gregorgeous werden nischenübergreifend den Raum zum Beben bringen. Außerdem wird es ein Abend der Nischen mit vielen der Künstler*innen, die in den kommenden acht Monaten hier arbeiten werden, mit Musik, Literatur, Performance und Überraschungen. Und später feiern wir dann zusammen mit den Kolleg*innen des Großen Hauses den Beginn der neuen Spielzeit!