Angst und Geld, Schuld und Väter

Isabelle Graw und Hans-Christian Dany lesen und diskutieren ihre aktuellen Bücher

LESUNG UND TALK / Edition Nautilus dockt an: Folge 2
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MalerSaal 2024-25 - Realnische 0 / Maris Eufinger

Was passiert, wenn die altgewordenen Eltern sterben? Eine Befreiung, wie es oft heißt, oder vielleicht doch eher das Hinübertreten in einen Zustand der Unruhe, in dem sich die Gewissheit einstellt, dass jene, die einst beschützen sollten, nicht mehr da sind? Isabelle Graw hat ein Buch über »Angst und Geld« geschrieben, einen Roman, in dem die Wirklichkeit als bedrohliches Szenario komplexer Existenzängste erscheint – und in dem auch der verstorbene Vater immer wieder auftaucht.

Hans-Christian Dany wiederum erzählt in »Schuld war mein Hobby« die eigene Geschichte als Sohn eines erst erfolgreichen, dann scheiternden Unternehmervaters. Angesichts mangelnder Anerkennung durch diesen stellen sich Dany Fragen nach familiärer und sozialer Schuld, die er schon bald in die harte Währung monetärer Schulden eintauscht. Die verlorenen Wahrheiten aus dem kaputten, emotional kalten Schutzraum der Familie müssen plötzlich in einer anderen Welt neu gedacht werden.

Die Bücher von Graw und Dany sind so persönlich, wie sie gesellschaftspolitisch sind. In einer Zeit aufeinanderfolgender Krisen über Angst, Geld, Schuld und Tod zu schreiben, also über große Lebensthemen, die in der Gegenwartskunst kaum diskutiert werden, kommt einem mutigen Fauxpas gleich. Trotz der Schwere ihrer Sujets lachen beide Autor*innen auffällig viel. 

Isabelle Graw (*1962 in Hamburg) lebt in Berlin. Zuletzt veröffentlichte sie das Buch »Angst und Geld. Ein Roman« (Spector Books, 2024) und kuratierte die Ausstellung »The Mother Position« in der Galerie Contemporary Fine Arts in Basel.

Hans-Christian Dany (*1966) lebt in Hamburg. Zuletzt veröffentlichte er das Buch »Schuld war mein Hobby. Bilanz einer Familie« (Edition Nautilus, 2024) und kuratierte gemeinsam mit Valérie Knoll die Ausstellung »Udo is love. Das unfassbare Leben des Udo Kier« im Kölnischen Kunstverein (2024).