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Brinkmanns Zorn

LITERATUR SPEZIAL / Film von Harald Bergmann
MalerSaal
Brinkmanns Zorn / Jens Hagen
Brinkmanns Zorn / Jens Hagen

Vor genau 50 Jahren wollte Rolf Dieter Brinkmann in London die Straße wechseln, aber er hatte den Linksverkehr nicht auf dem Schirm. So zumindest erzählt es die Legende über den Tod eines der besten Schriftsteller*innen, die im 20. Jahrhundert in deutscher Sprache geschrieben haben. Brinkmanns Gedichte verbinden Pop und Romantik, das Projekt radikaler Ehrlichkeit mit dem Ekel vor der BRD und ihrer Selbstgerechtigkeit und fliegen doch ab: westwärts, raus aus dem Korsett von Literaturbetrieb, Karstadt und Butzenscheiben. In seinem Film »Brinkmanns Zorn« von 2007 versucht Harald Bergmann in das Universum des Rolf Dieter Brinkmann zu blicken. Spielszenen werden lippensynchron mit den Tonbandaufnahmen
Brinkmanns verknüpft.

Die anderen Teile dieses Filmabends bieten die seltene Gelegenheit, den gesamten medialen Nachlass des Künstlers Brinkmann zu sehen und zu hören. Die Arbeiten mit Tonband, Super 8 Kamera und die Collagen hat der Dichter Brinkmann als die eigentliche Fortsetzung und Erweiterung seiner künstlerischen Tätigkeit betrachtet. "Ich bin am 16. April 1940 geboren. / 1965 habe ich mein erstes Buch veröffentlicht / 1969 habe ich aufgehört zu schreiben. / Was ich jetzt mache sind Fotos / und Filme, / dazwischen, / in den Pausen / schreibe ich manchmal etwas auf."

Es wird ein langer Abend, aber wer kann schon genug bekommen von Texten wie diesem: „Hier steht ein Gedicht ohne einen Helden." Oder:

"Ich bin erdkrank! / krank von der verseuchten psychischen Erde. Sie bringen die Aufruhrbilder, um den Aufruhr zu verhindern, sie bringen die Sexbilder, um den Sex zu verhindern, sie bringen den Zirkus, um den Zirkus zu verhindern /: Immer etwas geben, um das, was man gibt, zu verhindern / Wer? Was ich sehe, erschöpft mich noch während des Hinsehens, ein düsterer Zorn, über den ein Teil von mir kichert."
 

I. Die Tonbänder 1973–75 / BRINKMANNS ZORN

Anschließend: Gespräch mit dem Filmemacher Harald Bergmann

II. Schnitte Collage 1972/73

III. Die Super 8 Filme 1967–70

IV. Longkamp Tagebuch 1971/72