FAQ-Room 1: Pier Paolo Pasolini
Salò oder Die 120 Tage von Sodom
Pasolinis Film »Salò« wurde seit seiner Entstehung im Jahr 1975 zensiert, verstümmelt, verboten: Sadistische Großbürger inszenieren hier ein grausames Ritual. Sie nehmen junge Menschen gefangen und missbrauchen sie als Folter- und Lustobjekte. Pasolinis Diagnose: »Die Mächtigen sind immer Sadisten, und wer Macht erdulden muss, dessen Körper wird zur Sache, zur Ware.« Dieser Befund gilt für viele Zeiten. So zitiert der Film nicht nur das biblische Sodom, Dantes Inferno, De Sades Tage von Sodom, das faschistische Salò gegen Ende der Mussolini-Herrschaft, sondern zielt auch auf Pasolinis Gegenwart.
Vierzig Jahre nach der Premiere von »Salò« und Pasolinis Ermordung im gleichen Jahr wird im SchauSpielHaus der Frage nachgegangen, wie aktuell seine künstlerische und politische Bestandsaufnahme noch ist.
Im ersten Teil des Abends reflektiert die Autorengruppe Gabriella Angheleddu, Karl-Heinz Dellwo und Fabien Kunz-Vitali diese Frage anhand einer Auswahl aus den über 6000 Set-Fotografien, die Deborah Beer – Ehefrau von Gideon Bachmann, einem der letzten lebenden Weggefährten Pasolinis – machte. Ihre Texte werden von Ute Hanig und Markus John vorgetragen, während die Film-Stills sowie einzelne Filmszenen gezeigt werden.
Im Anschluss diskutieren Gideon Bachmann, Dokumentarfilmer, Filmjournalist und intellektueller Begleiter Pasolinis, und Felix Ensslin, Autor, Dramaturg und Professor an der Kunstakademie Stuttgart. Danach öffnet sich das Gespräch für das Publikum.