Im Keller der Metaphysik #5
Leidenschaftlich und systematisch werden im Zuge des autoritären Umbaus unserer Gesellschaft kapitalistische Ausbeutungs- und rassistische Entrechtungsmechanismen vorangetrieben. Angesichts dessen stellt sich die Frage nach der Illiberalität des Liberalismus in neuer Schärfe. Zeit für eine philosophiehistorische Reise in das 17. Jahrhundert, als Holland und England ihre kolonialen Weltsysteme etablierten. Thomas Hobbes und John Locke erfanden ein Modell politischer Verpflichtung, in dem das individuelle Können und Wollen als naturrechtliche Quelle von staatlicher Souveränität und ökonomischer Akkumulation galt. Wer aber wurde aus ihren besitzindividualistischen
Modellen ausgeschlossen? Wie schrieben sie Landnahme, Deportation, Strafe und Versklavung in ihre Revolutionierung des Naturrechts ein? Und was wird die Zukunft ihrer so radikal verschiedenen Besitzindividualismen gewesen sein? Wie können Critical Philosophies of Race und dekoloniale Theorien, die von der Neuen Rechten so lustvoll verachtet werden, uns helfen, diese Fragen zu beantworten?
Katja Diefenbach ist Professorin für Kulturphilosophie/Philosophie der Kulturen an der Europa- niversität, Frankfurt (Oder). Zu ihren Schwerpunkten zählt neben der französischen Philosophie der Gegenwart das Verhältnis von Philosophie- und Kolonialgeschichte mit Schwerpunkt auf dem 17. Jahrhundert.
Benjamin Sprick unterrichtet angewandte ästhetische Philosophie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) und ist zudem ausgebildeter Konzertcellist. Seine künstlerisch- wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte betreffen eine „Kritik der instrumentalen Vernunft“ ebenso wie die verwickelten Beziehungen von ›Kunst‹, ›Bürgerlichkeit‹ und ›Ökonomie‹.
Rami Olsen ist Sänger, Gitarrist und Songwriter. Sein Album Radical Tenderness ist das erste ausschließlich in mikrotonalen Stimmungssystemen komponierte Pop/Jazz Album.