Kinder des Widerstands #1
»Kinder des Widerstands« nennt sich ein loser Zusammenschluss von Menschen, die sich als Nachfahren von Widerstandskämpfer*innen oder Opfern des Nationalsozialismus in der Verantwortung sehen, das Gedenken an die Verbrechen des Faschismus nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern auch aktiv gegen aktuelle faschistische, rassistische und antisemitische Tendenzen in der Hamburger Gesellschaft vorzugehen. Es geht darum, Gedenken als aktiven Prozess widerständiger Praxis zu begreifen.
Gemeinsam mit dem SchauSpielHaus entwickeln einige Mitglieder der Gruppe die Reihe »Kinder des Widerstands« für die »REALNISCHE 0«. Ausgangspunkt wird jeweils ein prominenter Hamburger Ort sein, anhand dessen Geschichte und Gegenwart die verdrängte faschistische Vergangenheit einerseits und andererseits die gefährdete Gegenwart und Zukunft zum Thema gemacht werden.
Den Anfang macht die Hamburger Bürgerschaft. Das Parlament der Hansestadt ist der Hort der Demokratie und trägt schon im Namen den Stolz der bürgerlichen Seriosität Hamburgs. Aber wie alle Parlamente in Deutschland wurde auch die Bürgerschaft 1933 gleichgeschaltet. Mindestens 21 Abgeordnete wurden von den Nationalsozialisten umgebracht, viele weitere inhaftiert, mundtot gemacht, ins Exil getrieben. Die Bürgerschaft war aber auch der Ort, an dem schon frühzeitig Ideologie, Hass und Propaganda der Nazis in öffentlichen Reden verkündet wurden.
Die »Kinder des Widerstands« haben Auszüge aus Reden der Zeit um 1933 gesammelt und konfrontieren diese Texte mit Auszügen aus parlamentarischen Debatten der vergangenen Jahre. In welchem Verhältnis steht Erinnerungskultur und politischer Alltag? Und wie lang hält eine Demokratie Hass und Hetze in ihren Foren aus. Wo ist die Grenze dessen, was auszuhalten ist?