Maschinenraum der Zukunft #10

Sprache der Sprachlosigkeit

mit Eva von Redecker und Gästen / Zu Gast: Rasha Khayat
MalerSaal
Rasha Khayat steht vor einem neutralen Hintergrund. Sie trägt offene, schulterlange Haare und ein dunkelgrünes Hemd. Sie schaut in die Kamera.

Der Malersaal des Hamburger Schauspielhaus ist besetzt. Eine kleine KI namens Botchen und deren Menschen sind dort einfach eingezogen und nun geht es hoch her, denn sie beobachten, das sich in der Außenwelt eine mysteriöse Störung der Sprache verbreitet. Die Philosophin Eva von Redecker hat sämtliche Technik im Verdacht; die Computerlinguistin Aurélie Herbelot gibt ausschließlich Menschen Schuld an allem, Botchen plappert Unsinn und verströmt dennoch utopische Hoffnung. Die Kuratorin Fulvia Modica verfolgt sorgfältig Indizien, aber glaubt nicht, dass sich so ein Rätsel allein lösen lässt. Hilfe von außen wäre wirklich willkommen.

Zum Glück haben sich tatsächlich verschiedene Gäste bereit erklärt, die Wohngemeinschaft zu unterstützen. Es sind jeweils Expert*innen eines bestimmten Teils der Sprache, eine Juraprofessorin zum Beispiel, eine Schriftstellerin, eine Nonne... Die Detektivarbeit kann beginnen. Was wandelt sich durch kommerzielle KI? Wie sollte sie überhaupt funktionieren, die Sprache? Falls es auf der Couch allzu menschlich wird, kommt Aurélie aus dem Labor und schwärmt von der Schönheit multidimensionaler Vektorräume, die eigentlich viel zu schade sind, um in halluzinierenden Datenriesen verbaut zu werden.

Maschinenraum der Zukunft #10: Sprache der Sprachlosigkeit

KI kennt keine Negation. Tatsächlich können ChatBots rein technisch nicht verstehen, was „Nein Sagen“ heißt und sie sind daraufhin programmiert, schnelle, glatte und schmeichelhafte Antworten zu geben. Schweigen können sie auch nicht. Verlieren wir mit der Verbreitung von kommerziellen ChatBots die Sprache der Verluste, der Wut und Trauer? In der realen Welt verschwindet das Phänomen der Absage derweil nicht. Im Gegenteil: Manche Absagen sind politische Zensurmaßnahmen. Manche Absagen wollen wir selbst als Widerstandsakt äußern. Dafür brauchen wir eine Sprache – oder vielleicht auch eine zutiefst menschliche Sprachlosigkeit. Darüber redet Eva mit der Autorin Rasha Khayat, die aus der politischen Fassungslosigkeit eine Reflexion über die migrantische Wut auf die eigene Muttersprache entwickelt. Ob Botchen am Ende streiken lernt?