Paul McCarthy
Paul McCarthy gilt weithin als einer der einflussreichsten und bahnbrechendsten zeitgenössischen amerikanischen Künstler. Der 1945 geborene und in Salt Lake City, Utah, aufgewachsene Künstler entwickelte zunächst eine facettenreiche künstlerische Praxis, mit der er die Grenzen der Malerei durch die Verwendung unorthodoxer Materialien wie Körperflüssigkeiten und Lebensmittel zu sprengen suchte. Seitdem ist er für seine viszeralen, oft eindringlich humorvollen Arbeiten in einer Vielzahl von Medien bekannt geworden – von Performance, Fotografie, Film und Video bis hin zu Skulptur, Zeichnung und Malerei. In den 1990er Jahren erweiterte er seine Praxis auf Installationen und eigenständige skulpturale Figuren, wobei er eine Reihe von Materialien wie Fiberglas, Silikon, Animatronika und aufblasbares Vinyl ver-wendete. Indem er mit populären Illusionen und kulturellen Mythen spielt, kollidieren Fanta-sie und Realität in einer delirierenden und zugleich ergreifenden Erforschung des Unterbewusstseins, in Werken, die gleichzeitig die phänomenologischen Erwartungen der Betrachtenden herausfordern. Ob abwesend oder anwesend, die menschliche Figur ist eine Konstante in seinem Werk, sei es durch die eigenen Darbietungen des Künstlers oder durch eine Rei-he von Figuren, die er kreiert, um Hoch- und Subkultur zu vermischen und eine Analyse unserer grundlegenden Überzeugungen zu provozieren. Diese spielerisch überdimensionierten Figuren und Objekte kritisieren die Welten, aus denen sie stammen: Hollywood, Politik, Philosophie, Wissenschaft, Kunst, Literatur und Fernsehen. McCarthys Arbeiten spüren die Traumata auf, die sich hinter den Kulissen des amerikanischen Traums verbergen, und zeigen ihre Entsprechungen im kunsthistorischen Kanon auf.
McCarthy erwarb 1969 einen BFA in Malerei am San Francisco Art Institute und 1973 einen MFA in Multimedia, Film und Kunst an der USC. 18 Jahre lang unterrichtete er Performance, Video, Installation und Kunstgeschichte am New Genres Department der University of California, wo er künftige Generationen von Künstler*innen der Westküste beeinflusste und welt-weit zahlreiche Ausstellungen organisierte. McCarthys Werk umfasst Kollaborationen mit Künstlerfreunden wie Mike Kelley und Jason Rhoades sowie mit seinem Sohn Damon McCarthy.
Die Performance auf der Bühne des SchauSpielHauses, die 2022-23 als Saisonauftakt statt-finden wird, ist sowohl Fortsetzung als auch Abkehr von der laufenden Videoserie McCarthys. Eine geschlossene Erzählung wird sich über fünf Tage erstrecken, sodass an jedem Tag eine andere Improvisation stattfinden wird. Alle entstehenden Bilder erscheinen als das letztend-liche Ergebnis des Projekts, sind aber nur Teil eines Puzzles, welches ein tiefer führendes Labyrinth durch die Aktion, die Aufführung, die Performance ist.
Im Anschluss an die im Deutschen SchauSpielHaus stattfindende Performance wird im Volkstheater Wien (3–7/9/2022) eine Fortsetzung der Arbeit unter dem Titel »NV/NIGHT VA-TER/VIENNA« stattfinden. So setzen beide Veranstaltungen eine Klammer als Markierung des aktuellen Werk-Komplexes.