Da ist etwas, das mich schon sehr lange begleitet, von schmuddeligen Kellerpartys einer Kleinstadt, bis hin zum texting mit Akademikerkindern namens trophy faggot oder pau_laX auf Instagram: Stets habe ich Angst, enttarnt zu werden. Stets suche ich nach Beweisen, nicht dazuzugehören. Und je mehr ich versuche, so etwas wie Alltag zu leben, desto stärker werde ich in etwas reingezogen, von dem ich inzwischen weiß, dass es sich Paranoia nennt. Für Freud gehört die Paranoia sogar unzertrennlich zu meiner queeren Existenz. Really? Weil ich queer bin, leide ich an Verfolgungswahn? Aber welche Art von Wissen ermöglicht Paranoia? Was verschleiert ihr Blick auf die Welt? Und: Wenn meine Paranoia mir geholfen hat, in der Provinz zu überleben, ist sie jetzt immer noch hilfreich, oder droht sie mich zu verschlingen?
The newest BUCCI × delivery ist ein Sunset Ride mit Blick auf die bislang viel zu geheimen Geschichten des queeren Verdachts und der verdächtigen Queerness. lynn t musiol, Marcus Peter Tesch und Ensemblemitglied Ute Hannig erkunden in ihrer Performance spielerisch die paranoide Queer Theory von Sigmund Freud bis Eve Kosofsky Sedgwick.
Eine erste performative Auseinandersetzung von lynn t musiol und Marcus Peter Tesch mit dem Thema PARANOIA hatte unter dem gleichen Titel im September 2024 an der Schaubühne Berlin im Studio Premiere.
Copyright ©: Justus Lemm (Foto), Ulla Willis (Bühne)