Chronik des eigenen Atems

„Die Zeit wird nicht in Stunden gemessen/ sie wird in Wärme und Hoffnung gemessen.“
(Serhij Zhadan)
Am 24/2 jährt sich zum dritten Mal der Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine. Seither gibt es eine neue Zeitrechnung, die um ein Davor und Danach weiß. Der neueste Gedichtband des ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan zeugt davon. »50 und 1 Gedicht« nennt Serhij Zhadan sein lyrisches Tagebuch, geschrieben zwischen Ende 2021 und Sommer 2023. In ihm stemmt er sich gegen das Verstummen und ringt darum, dem Unsagbaren Ausdruck zu verleihen. Erstaunlich zarte Texte, die von tiefem Humanismus zeugen, von der Fähigkeit der Sprache, sich zu erneuern, Widerstand zu leisten, sich ihre Empfindlichkeit zu bewahren. Und von ihrer Kraft, „uns aus dem Dunkel zu heben und aus dem Schweigen herauszuführen.“
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/ Ostukraine geboren, publizierte zahlreiche Gedicht- und Prosabände (u.a. »Die Erfindung des Jazz im Donbass«, »Internat«, »Mesopotamien«). 2022 wurde er mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Er lebt in Charkiw.