Orlando

nach Virginia Woolf
Regie: Jossi Wieler
Premiere am / 26/01/2024
SchauSpielHaus
Orlando / Rocket&Wink

Keine aktuellen Termine

»Orlando» wird in einem Gedankenblitz geboren. Sich befreit fühlend nach mühsamer Arbeit für eine Zeitung, schreibt Virginia Woolf, sei ihr sofort diese aufregende Idee in den Kopf gekommen: Eine Biografie, die um 1500 beginnt und sich bis zum gegenwärtigen Tag fortsetzt, genannt »Orlando«. Das Modell ist Woolfs Geliebte Vita Sackvoll-West, nur mit einem Wechsel (change) von einem Geschlecht zum anderen.

In kurzer Zeit entsteht ein Jahrhundertwerk mit wunderbar experimentellen Beziehungen, eine Feier der*des Anderen und der Liebe, jenseits der engen Grenzen des Ich und seiner Festlegung auf Identität, Gender. Orlando ist ein fluides Geschöpf in unausgesetzter Metamorphose, dessen Verwandlung mit dem Frau-Werden keineswegs ihr Ende findet. In ihrem neuen Körper durchläuft sie mit dem Wechsel der Zeiten, der Kleider und Moden, der Moral und der Denkweisen der Jahrhunderte weitere Transformationen.

»Orlando. Eine Biografie», wie die Autorin ihr Buch nennt, wird mit ausschweifender Furchtlosigkeit und rückhaltloser Bejahung des Lebens geschrieben, gelebt, gefühlt. Überzeugt von der Kraft der Kunst und dem Wunder des Schreibens gräbt sich Virginia Woolf durch die Erfindung einer am Ende vierhundertjährigen Lebensgeschichte. Dabei ist »Orlando. Eine Biografie« nicht zuletzt eine superintelligente, unaggressive Verspottung gesellschaftlicher Regeln und Gesetze, Konventionen und Automatismen. Auch die Literatur wird in ihrer Sprödigkeit und Moralität zur Zielscheibe von Woolfs lustvoller Kritik. Der Roman setzt den Entschluss in die Tat um, sich alles zu erlauben, und unternimmt den groß angelegten und ungeschützten Versuch, Kunst und Leben zu verbinden. Neben dem Gefühl steht immer der Rausch der Reflexion und des Denkens.

Regie führen wird der vielfach ausgezeichnete Regisseur Jossi Wieler, der erstmals nach 25 Jahren wieder am Deutschen SchauSpielHaus inszeniert. 1994 wurde er für seine im MalerSaal entstandene Inszenierung von Elfriede Jelineks »Wolken.Heim.« zum Regisseur des Jahres gewählt. Seine Schauspielarbeiten wurden zu internationalen Festivals eingeladen, in Tokio inszenierte er mit japanischen Theaterensembles. 2002 erhielt er den »Konrad-Wolf-Preis« der Berliner Akademie der Künste, 2005 den »Preis der deutschen Kritik« sowie 2009 den Nestroy-Preis.