Versuch über die Pubertät
Der junge Hubert Fichte ist ein Kinderstar auf Hamburger Bühnen zum Beginn der 1950er Jahre. Zwanzig Jahre später beschreibt er in seinem autobiografischen Roman nicht nur seine Erfahrung als 14-Jähriger auf der Suche nach Jobs und Karriere im Hamburger Theatermilieu, er schildert auch die Entdeckung der eigenen Homosexualität. Im Roman sagt sie ihm der Schriftsteller Werner Maria Pozzi aus der Analyse seines Urins voraus. Nur wenig verbirgt Fichte im Roman mit diesem Pseudonym seine Beziehung zum Hamburger Schriftsteller und Hormonforscher Hans Henny Jahnn, der ihn wesentlich beeinflusst. Ein anderer Bezugspunkt ist Fichtes Mutter, die als Souffleuse arbeitet und mit dem Sohn die Liebe zum Theater teilt. In den Nachkriegsjahren probt und spielt man Sartre, orientiert sich dabei an Stanislawski, um dem anrüchigen Pathos des Theaters in der Nazi-Ära zu entgehen. Mit 15 bricht der junge Fichte die Schule ab, verdient sich sein Geld beim Hörfunk und im Theater, er verliebt sich in einen verheirateten Schauspieler, erkundet die Welt sexuellen Begehrens und geht schließlich eine dauerhafte Beziehung mit einem 40-jährigen Regisseur ein. Selbst heute wäre das ein skandalträchtiges Szenario, im Hamburg der Nachkriegszeit ist offene Homosexualität jedoch in jedem Fall ein antibürgerlicher Affront. Auch Fichtes assoziative, radikal subjektive Erzählform hat ihn als Autor nie auf die Bestseller-Listen gebracht, er ist auch hier, trotz später Anerkennung, ein Außenseiter geblieben. Sein »Versuch über die Pubertät« ist nicht nur die autobiografische Reminiszenz an das Erwachsenwerden, das ebenso hoffnungsvoll wie brutal zugleich erscheint, sondern auch ein Hamburg-Roman: Ein sehr persönlicher Stadtführer durch das Künstlermilieu der fünfziger Jahre.
Sebastian Kreyer, der mit »Die Glasmenagerie« und Dürrenmatts »Die Physiker« bereits zwei erfolgreiche Theaterabende am Deutschen SchauSpielHaus gezeigt hat, inszeniert nun die Uraufführung nach Hubert Fichtes Roman.