Zukunft der Demokratie #4
Lukas Bärfuss im Gespräch mit:
Nach den amerikanischen Wahlen müssen Europas Demokratien ihr Verhältnis zu den USA neu definieren. Aber wie? In der Linken grassiert ein ideologischer Anti-Amerikanismus, während die transatlantische Rechte die Augen vor den Verbrechen der Supermacht verschliesst. Zu einer souveränen Haltung hat Europa nie gefunden. Wir schwanken zwischen Dankbarkeit für die Befreiung vom Faschismus und der Scham über die fehlende Augenhöhe und die eigene Verlogenheit. Nur der Schutz der militärischen Supermacht ermöglicht den florierenden Handel mit autokratischen Staaten wie Russland und China. Die Minderwertigkeitskomplexe kompensieren wir mit dem Gefühl der moralischen und kulturellen Überlegenheit.
Neben seinen Forschungen zu Osteuropa hat sich der Historiker Karl Schlögel ein Leben lang mit den USA auseinandergesetzt. Im amerikanischen Raum liest Schlögel die europäische Zeit – der Blick auf die USA ist ein Blick in den eigenen Spiegel. "Ein Meisterwerk", urteilte die Presse über seine monumentale Studie »American Matrix – Besichtigung einer Epoche«. In diesem Jahr wird Karl Schlögel der Gerda-Henkel-Preis überreicht, die wichtigste Auszeichnung für historische Forschung.