Am Königsweg
Die Inszenierung »Am Königsweg« wurde zum Berliner Theatertreffen und den Mülheimer Theatertagen 2018 eingeladen und gewann dort den Publikumspreis.
In der jährlichen Kritikerumfrage der Fachzeitschrift »Theater heute« ist Elfriede Jelineks »Am Königsweg« von der Mehrheit der 43 befragten Theaterkritiker*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zum „Stück des Jahres“ gewählt worden. Die Uraufführung am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg von Falk Richter ist die „Inszenierung des Jahres“. Benny Claessens kürten die Kritiker*innen für seine darstellerischen Leistung in der Hamburger Inszenierung zum „Schauspieler des Jahres“. Und auch das Kostümdesign von Andy Besuch erhielt die Auszeichnung "Kostüme des Jahres".
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„Achtung, hier kommt der neue König…!“ Der Sieger, der Vorkämpfer, der Anführer, der Gewinner, der Vater, der Erlöser, der Gott: Viele Namen trägt der gerade erwählte König, doch wie er wirklich heißt, wird nie direkt ausgesprochen: Donald J. Trump ist Anlass, aber nicht Essenz des neuen Stückes von Elfriede Jelinek. Sie stellt sich grundsätzlichere Fragen wie: Wieso treten Rechtspopulismus und Superkapitalismus stets gemeinsam auf? Bedeutet der Sieg dieses Königs nicht die gespenstische Rückkehr des „Alten“, „historisch Überlieferten, auch wenn damals Millionen daran krepiert sind“? Und wieso steht der Verblendung der neuen Rechten keine Hellsicht der Gegner gegenüber? Wieso sind in diesem Schauspiel alle blind?
Gleich zu Beginn des Stückes: Auftritt der Autorin als blinde Seherin; sie blutet aus den Augen, später auch aus dem Mund. Der König tritt als blinder Ödipus auf. Er bringt die Pest und wird bald ausgestoßen werden, aber noch sitzt er in seinem goldenen Turm auf goldenen Stühlchen, trinkt mit seiner goldigen Familie aus goldenen Bechern. Seine Anhänger und Gegner schlagen derweil aufeinander ein wie Kasperle auf das Krokodil. Wo sind wir hier? In einer Monster Horror Picture Show? Im Unterschichtsfernsehen? Einem schlechten Imperator-Film? In einem Helden-Cartoon? Trumps Selbstinszenierung liefert die perfekte Steilvorlage für Jelineks geniale Parodie. Und doch bleibt Verzweiflung, Ohnmacht und Erschrecken spürbar: über den Hass und die Wut der neuen weißen Rotten, über Nationalismus und Rassismus, die wie monströse Zombies aus alten Gräbern wiederauferstehen.
Falk Richter, Regisseur und Autor, wurde 1969 in Hamburg geboren und zählt zu den bedeutendsten Theaterregisseuren und Gegenwartsdramatikern. Er studierte Theaterregie in Hamburg und schrieb bald darauf eigene Stücke, in denen er die Nicht-Verfasstheit seiner Generation spürbar machte. Einer seiner frühen Erfolge war »Gott ist ein DJ« am Staatstheater Mainz. 2000 wurde er mit »Nothing hurts« zum Theatertreffen eingeladen. Seitdem arbeitet er an renommierten Häusern in ganz Europa, inszeniert Opern, eigene und klassische Stücke. Elfriede Jelineks »Königsweg« ist seine erste große Inszenierung am Deutschen SchauSpielHaus.