Die Kassette
XX
Das Lustspiel zählt zu Carl Sternheims (1878-1942) Dramenzyklus »Aus dem bürgerlichen Heldenleben«. In der deutschen Theaterliteratur stellt dieser eine einzigartige Komödienfolge dar, deren satirischer Inhalt zur Entstehungszeit nicht selten ein Aufführungsverbot nach sich zog. Nach Molières »Die Schule der Frauen« widmet sich Herbert Fritsch dem Autor Sternheim, seinen einzigartigen sprachlichen Verknappungen und Manierismen und seinem virtuosen Verständnis für Komödien als zweite Arbeit am Deutschen SchauSpielHaus.
Die sieben Todsünden werden in diesem bürgerlichen Lustspiel vorgeführt: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit. Das macht Spaß. Und sollte es am Ende womöglich um die Frage: „Geld oder Liebe?“ gehen, dann scheint sich unser Protagonist, Heinrich Krull, ganz klar für Ersteres zu entscheiden. Dabei ist er gerade erst von der Hochzeitsreise mit seiner blutjungen zweiten Ehefrau Fanny heimgekehrt. Dort warten seine fast gleichaltrige Tochter Lydia und ihre scharfzüngige Tante Elsbeth, die sich nun, in der neuen Konstellation, im Abseits fühlt. Prompt stellt sie Heinrich Krull eine hochattraktive Erbschaft in Aussicht. Im Handumdrehen wird sie von Krull umgarnt und in den Mittelpunkt seines Interesses gestellt, was seiner gerade erst angetrauten „süßen Puppe“ überhaupt nicht gefällt. Zugespitzt werden die Familien- und Liebeswirren zusätzlich durch Seidenschnur, einen Fotografen, der im Hause Krull für Hitze sorgt. Was folgt, ist jede Menge Ärger. Am Ende sieht sich Tante Elsbeth zu einer drastischen Maßnahme gezwungen, da die Gier nach Geld der gesamten Familie den Kopf verdreht!
„Übrigens: In der Unterhaltung sprach Sternheim ein völlig normales Deutsch, das durch nichts die Sprachmanierismen des Schriftstellers vermuten ließ.“ (Kurt Wolff)