Die Jagdgesellschaft
Die Welt als Bühne – was für eine Komödie: Es ist die große Kraft des Dichters Thomas Bernhards und des Regisseurs Herbert Fritsch, den letzten Dingen mit lautem Gelächter zu begegnen. Tatsächlich ist der Schauplatz ein Bild der Welt: ein gigantisches Waldgebiet, zerfressen von Käfern, unmerklich noch, aber bald schon wird alles abgeholzt.
Kunst und Politik, ein Schriftsteller und ein hoher Militär treffen aufeinander, dazwischen eine Frau. Der Wald gehört dem fast blinden General, der schon vor Stalingrad ein General war und jetzt als graue Eminenz auf dem Gipfel der Staatsmacht zu stehen scheint. Jemand, der diese Welt regiert, der aber nichts weiß von seinem grauen Star, vom Krebs im Körper und von den Käfern, die sein Reich zernagen, den Tieren im Verborgenen. Seine Frau, die Generalin, und der Freund des Hauses, ein geliebter und gehasster Schriftsteller, spielen Karten. Sie warten auf die Ankunft des Hausherrn und seiner politischen Entourage, es scheint nicht der erste Tag zu sein, der so verläuft – aber es könnte gut der letzte werden. Lange wurde das Unheilbare versteckt, jetzt drängt es hervor. Noch einmal bricht der General auf zur Jagd, mit scharfer Munition, und will es wissen.
Aber General und Schriftsteller sind nicht einfach Gegenspieler, sie sind Feinde, die ihre Gemeinsamkeiten neu entdecken. „Die Wege in der Politik sind die gleichen Wege / wie die Wege in der Kunst / sie sind mit Rücksichtslosigkeit / und mit Brutalität gepflastert“, heißt es in einem anderen Stück des Autors entgegen dem gutmenschlichen Mainstream.
Thomas Bernhard hat selbst »Die Jagdgesellschaft« wiederholt als eine der gelungensten seiner Dichtungen bezeichnet.