J’accuse!
„SH: Der Mensch ist ein äußerst fremdartiges Wesen. In aller Nüchternheit betrachtet, also aus der Perspektive eines Tieres zum Beispiel, ist er die Erscheinung eines Wesens, das mehr fremdartige Gewohnheiten – wie aus einem anderen Land – mit sich bringt, als jedes andere auf dieser Erde entstandene Wesen. Ja, und es braucht ganz einfach eine tiefgehende existentielle Erfahrung, durch die uns klar wird, wie albern, sinnlos und willkürlich eigentlich alles ist, was wir so tun. Die Art, wie wir uns umarmen und küssen und waschen, wie wir uns beim Essen benehmen, hat nichts Natürliches und nichts Gewohntes mehr.“ (G. K. Chesterton)
Der Regisseur René Pollesch zeigt mit »J’accuse!« einen Abend über das bedeutende Kerngeschäft des Theaters: Die Anklage. Ist das Theater überhaupt noch in der Position, der Anklage nachzugehen? Gemeinsam mit seinen Spieler*innen setzt er sich pointiert mit der Frage auseinander, ob es sich nicht eher selbstbewusst seiner unseriösen Herkunft vergewissern sollte, die noch ganz andere eigenständige Äußerungen hervorgebracht hat.
René Pollesch inszeniert seine Texte stets selbst. Er arbeitete in der Intendanz von Frank Castorf regelmäßig an der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz sowie weiterhin am Burgtheater Wien, am Staatsschauspiel Stuttgart, an den Münchner Kammerspielen, am Schauspielhaus Zürich und am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg. Seit der Spielzeit 2021-22 ist er Intendant der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.