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Reisende auf einem Bein

von Herta Müller / in einer Fassung von Katie Mitchell und Rita Thiele
Regie: Katie Mitchell
Uraufführung am / 18/09/2015
SchauSpielHaus
1 Stunde
30 Minuten
Reisende auf einem Bein / Stephen Cummiskey
Reisende auf einem Bein / Stephen Cummiskey
Reisende auf einem Bein / Stephen Cummiskey
Reisende auf einem Bein / Stephen Cummiskey
Reisende auf einem Bein / Stephen Cummiskey

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Irene verlässt ihre osteuropäische Heimat, die von einem Diktator regiert wird, als politisch Verfolgte und kommt 1987 mit einem einzigen Koffer nach West-Berlin. Sie hofft Sicherheit und Zuversicht zu finden, doch die Verletzungen der Vergangenheit schmerzen auch hier. Noch herrscht Kalter Krieg: Aus dem „Ostblock“ kommend muss sie sich Verhören durch den Bundesnachrichtendienst unterziehen. Und vor ihrer Einbürgerung steht das umständliche und langwierige Aufnahmeverfahren der Flüchtlingsbehörden. Irene sieht: schwer bewaffnete Soldaten an der Mauer, Armut auf den Straßen, Prostitution und Kälte unter den Menschen. Doch sie weiß, dass ihr Blick auf die neue Umgebung auch von alten Traumata geprägt ist. Nähe sucht sie bei Franz, einem deutschen Studenten, den sie als Urlauber am Schwarzen Meer kennengelernt hat. Doch letztendlich bleibt er ihr fremd, ebenso wie die Stadt und das neue Land, in dem sie eigentlich glückliche Ankunft sucht.

Für ihren Roman »Atemschaukel« erhielt Herta Müller 2009 den Nobelpreis für Literatur. »Reisende auf einem Bein« ist ihr erster Prosaband nach ihrer Übersiedlung aus Rumänien 1987 nach West-Berlin: eine bewegende Geschichte von Ferne und Nähe, Abreise und Ankunft und innerer Zerrissenheit, in brillanten Sprachbildern geschildert. Katie Mitchell inszeniert diese Erzählung mit filmischen und theatralischen Mitteln und wurde dafür 2016 mit dem Theaterpreis Hamburg in der Kategorie „Herausragende Inszenierung / Dramaturgie“ ausgezeichnet.

Pressestimmen

NDR Kulturjournal

„Was bedeutet es, in einem fremden Land Zuflucht zu finden, aber dort nicht wirklich anzukommen? Eine schier überwältigende Inszenierung […] Ein Stück, das auch ohne vordergründige Aktualisierung erschreckend aktuell ist.“

Süddeutsche Zeitung

„Waren die Achtziger wirklich ein so fremdes Land? Für den Schwarz-Weiß Theaterfilm »Reisende auf einem Bein«, den die Regisseurin Katie Mitchell live auf der Bühne dreht, ist die alte BRD Kulisse vor dem Mauerfall jedenfalls arm, rissig und grob. Ein kompaktes Stück dokumentarischer Erinnerungsarbeit – das abseits der gekonnten Rekonstruktion eines historischen Moments viel darüber erzählen mag, wie sich syrische und irakische Flüchtlinge heute trotz des Entkommens aus ihrem Terrorregime in Deutschland fühlen.“

Hamburger Abendblatt

„Man muss neben der starken, differenzierten darstellerischen auch die beeindruckende logistische Leistung bewundern. Es gibt keine klassischen Schnitte, sondern Sprünge der Akteure in die jeweilige Szene, auch der Ton ist grandios, düstere Klänge unterstützen die beklemmende Grundsituation, ohne sie zuzukleistern. Eine dichte, intensive Arbeit.“

SWR

„Julia Wieninger dabei zuschauen zu können, wie sie diese Traumata durchlebt, wie sie in Windeseile zwischen verschiedenen Gefühlszuständen wechselt, ist ein Geschenk.“