Zur vorherigen Seite

Bernarda Albas Haus

von Alice Birch nach Federico García Lorca / übersetzt von Ulrike Syha
Regie: Katie Mitchell
Deutschsprachige Erstaufführung am 02/11/2024
SchauSpielHaus
1 Stunde
30 Minuten
Keine Pause
Bernarda Albas Haus / Thomas Aurin
Bernarda Albas Haus / Thomas Aurin
Bernarda Albas Haus / Thomas Aurin
Bernarda Albas Haus / Thomas Aurin
Bernarda Albas Haus / Thomas Aurin
Bernarda Albas Haus / Thomas Aurin
Bernarda Albas Haus / Thomas Aurin

Die Tür ist zu. Für die nächsten acht Jahre darf keine der Frauen das Haus verlassen, so verlangt es eine Tradition, die nach dem Tod des Mannes eine Trauerphase diesen Ausmaßes anordnet. Die fünf Töchter stehen unter Schock. Ihre Mutter Bernarda Alba setzt die Vorschrift unerbittlich um, und wenn es sein muss mit Gewalt. Das Haus wird zum Gefängnis. Abgeriegelt von der Welt und eingesperrt mit ihrem Hunger nach Leben, ihrer stillgelegten Sexualität und dem Begehren von Freiheit und Würde macht sich die Wut auf das repressive patriarchale System unter den Frauen breit. Bald richten sie den Schmerz gegen sich selbst und die anderen, bis es zur Katastrophe kommt.

Mit »Bernarda Albas Haus«, seinem letzten Stück kurz vor seiner Ermordung durch die Faschisten der spanischen Militärdiktatur, hat der Dichter Federico García Lorca eine der eindrucksvollsten Tragödien des 20. Jahrhunderts geschaffen. Die britische Autorin Alice Birch macht das erschütternde Drama um weibliche Unterdrückung, verhindertes Begehren und gewalttätige Generationskämpfe zu einer gegenwärtigen Bühnenerzählung. Dabei entwickelt sie das kunstvolle Kompositionsprinzip der simultanen Parallelmontage weiter, das sie gemeinsam mit der Regisseurin Katie Mitchell beeindruckend in der Inszenierung »Anatomie eines Suizids«, eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2020, angewandt hat.

Alice Birch zählt zu den erfolgreichsten britischen Theater- und Film-Schriftsteller*innen. Zuletzt hatte sie als Drehbuchautorin der international gefeierten Serie »Normal People« auf Grundlage des Weltbestsellers von Sally Rooney für Furore gesorgt.

Hinweis

content note

Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass in dieser Inszenierung Gewalt und Suizid thematisiert werden.

Pressestimmen

Deutschlandfunk

„Das Hamburger Ensemble spielt diese Tragödie ohne Hoffnung mit atemberaubender Intensität. Julia Wieninger als machtbewusste Mutter ist die bewährte Mitchell-Spezialistin im Team, aber mit und neben ihr gewinnen alle ihr sehr eigenes Profil: Bettina Stucky als wirre Oma, die Töchter Linn Reusse und Eva Maria Nikolaus, Mayla Häuser, Henni Jörissen und Josefine Israel. Obendrein und sehr kraftvoll positioniert Sachiko Hara als Pflegerin und Luisa Taraz als Haushälterin."

„Was für ein Ensemble! Was für eine mitreißende Inszenierung, Menschen-Theater pur und vor allem was für ein Stück! Alles zusammen ist ein Ereignis!“ (Michael Laages)

FAZ

„Fesselnd und formal bestechend hält das famose Ensemble über neunzig Minuten die Spannung in dem atemberaubend intensiven Erzählstrom aufrecht – ob in zeitlupenhaft albtraumhaften Sequenzen oder dynamisch dissoziierten Abläufen.“

„Katie Mitchell ist eine spektakulär überzeugende Inszenierung gelungen.“ (Irene Bazinger)

Hamburger Abendblatt

„Gemeinsam mit dem überzeugend sanft modernisierten Text entsteht ein zum Nachdenken anregender, bemerkenswerter Abend.“ (Annette Stiekele)

NDR Kultur

„Wir blicken direkt in Bernarda Albas Haus, das Alex Eales kongenial auf der Bühne nachgebaut hat. Im Obergeschoss befinden sich die winzigen Zimmer ihrer fünf Töchter, fast alle ohne Fenster, nur Bernardas Zimmer ist etwas größer und hat ein Fenster. Im Untergeschoss: Küche, Esszimmer und ein kleiner Hof, abgeschlossen durch einen hohen Zaun. Der Eindruck täuscht nicht: Dieses Haus ist ein Gefängnis.“

„Auf platte Aktualisierungen verzichten Mitchell und Birch, und doch schwingt das Heute immer mit. So entsteht ein technisch hoch virtuoser Abend - anspruchsvoll, anstrengend und anregend.“ (Katja Weise)

Theater der Zeit

„Diese Rhythmuswechsel sind bezeichnend für die hochpräzise Regie von Katie Mitchell: Sie inszeniert eine Partitur aus Worten und Gesten, spielt mit der Zeit, mit Beschleunigung und Stillstand, konstruiert ein Uhrwerk der Verzweiflung. […] Man spürt in jeder Sekunde, dass sich hier eine Katastrophe anbahnt. […] Die handwerkliche Präzision von Katie Mitchell und dem fabelhaften Ensemble gefriert nie zur kalten Mechanik. Vielmehr erzeugt sie eine Art Flimmern, eine Schwarmintelligenz und Schwarm-Verzweiflung, die sich irgendwann gewaltsam entladen muss. In der Detonation am Ende.“ (Peter Helling)