Die Ballade vom Fliegenden Holländer
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Die Legende vom Fliegenden Holländer hat ihren Ursprung in der Zeit, als es erstmals gelang, das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika zu umschiffen und den Seeweg nach Indien zu finden. In den folgenden Jahrhunderten wurde ein erbitterter, frühkapitalistischer Wettkampf geführt, vor allem zwischen englischen und holländischen Handelsschiffen, wer am schnellsten und effizientesten diese Route befahren kann. Daraus entstand das zentrale Motiv der Legende: der Fluch, in dem der Holländer schwört, nicht aufzugeben, sondern das Kap in jedem Fall zu umsegeln und wenn er dafür auf ewig verdammt würde. Dieser Fluch gehört zum Kollektivgedächtnis der modernen Zivilisation und ihrer Fortschrittsidee.
Sebastian Baumgartens Inszenierung verlegt das Geschehen wieder – anders als bei Wagner – an seinen Ursprung nach Südafrika. Dort gibt es – in einer fiktionalen, zukünftigen Welt – eine Kolonie von Gläubigen, die sich auf die Werte der Enthaltung, der Einfachheit, der Beschränkung besonnen haben. Als Menetekel dient das Bild des Holländers, das Senta in seinen Bann zieht und dadurch Unruhe in der Gemeinschaft auslöst. Verschiedene Fantasien und Geschichten kreisen um die Tabu-Figur, die dann auch erscheint. Der Komponist Hauschka schreibt für diese Inszenierung eine neue Schauspielmusik, der Künstler und Architekt Joep van Lieshout hat das Bühnenbild entwickelt.