Jed Martin – Die Karte ist interessanter als das Gebiet
kuratiert von Bettina Steinbrügge, Anita Schmid und Christoph Luser
„Ich wär so gern ein Künstler / Um die Welt neu zu erschaffen / Um Anarchist sein zu können / Um wie ein Millionär zu leben!“
In seinem Roman »Karte und Gebiet« erzählt Michel Houellebecq die Biographie des Künstlers Jed Martin, die starke Parallelen zu seiner eigenen Geschichte aufweist. Houellebecq lotet dabei die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Behauptung und Wahrheit aus und führt vor Augen, wie und von wem ein Künstler gemacht wird und welchen Mechanismen er unterworfen ist.
Das SchauSpielHaus und der Kunstverein in Hamburg nehmen Houellebecqs Roman zur Grundlage einer fiktiven Retrospektive des Künstlers Jed Martin. Internationale Künstler stellen im Kunstverein unter dem Pseudonym »Jed Martin« ihre Arbeiten aus, im SchauSpielHaus wird der „bedeutendste Künstler Frankreichs“ in einer performativen Inszenierung gewürdigt.
Jed Martin, geboren 1975, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Frankreichs. Mit digital manipulierten Fotografien von Michelin-Straßenkarten lieferte er bereits in seinem Frühwerk eine eindrückliche, distanzierte Reflexion über den Zustand der Welt. 2010 kam es zu einem Bruch in Martins Werk, in Folge dessen er sich verstärkt der figurativen Malerei zuwendete. In dieser bislang produktivsten Schaffensperiode entstand die »Serie einfacher Berufe«, die Martin den internationalen Durchbruch verschaffte und heute auf Auktionen zu Millionenbeträgen gehandelt wird. Das – nicht zuletzt aufgrund seiner tragischen Geschichte – bekannteste Bild der Serie ist »Michel Houellebecq, Schriftsteller «. Es zeigt den Autor von »Karte und Gebiet« nur wenige Monate vor seiner brutalen Enthauptung im Frühjahr 2018 durch einen Kunstdieb. Der Wert des Bildes, das sich mittlerweile wieder in Privatbesitz befindet, wurde nach Houellebecqs Tod auf circa zwölf Millionen Euro geschätzt.
Jed Martin lebt (vermutlich) zurückgezogen im Pariser Département Creuse.
Die Veranstaltung beginnt im SchauSpielHaus. Dort wird zu Ehren Jed Martins eine theatrale Feierlichkeit mit Kunst und Künstlern begangen.
Im Anschluss begeben sich Publikum und Künstler gemeinsam zum Kunstverein (Klosterwall 23, Fußweg circa zehn Minuten). Dort findet im Anschluss an jedem Veranstaltungstag eine Vernissage zur Ausstellung »Jed Martin – Die Karte ist interessanter als das Gebiet« statt.
Hier finden Sie Videos mit u.a. Maria Schrader, Charly Hübner und Josef Hader, die über ihre Beziehung zu Jed Martin sprechen.
Eine Kooperation mit dem Kunstverein in Hamburg
Foto: Anita Schmid: »Jeff Koons and Damien Hirst Dividing Up the Art Market«