Woyzeck
„’s ist Zeit Marie.“ Woyzeck tötet Marie.
Unehelicher Vater. Gedemütigter Untergebener. Versuchsobjekt der Medizin. Opfer. Täter. Guter Mensch. Maries Mörder. Büchners Fragment eines Dramas geht der Frage nach, unter welchen Bedingungen Gewalt entsteht. Der Verlauf der Geschichte scheint determiniert. Getrieben, gepeinigt, gefangen in einem Albtraum. Verfolgt von seinen Dämonen, gibt es scheinbar nur einen Ausweg für Woyzeck: der Griff zum Messer.
Die strukturelle Gewalt von Männern an Frauen wiederholt sich. In Deutschland wird alle drei Tage eine Frau durch ihren Partner oder ehemaligen Partner ermordet. Maries Tod ist kein Einzelfall. Es ist ein Muster, das sich in unserer Realität fast täglich wiederholt. Lucia Bihlers Inszenierung untersucht die scheinbare Vorherbestimmung in Woyzecks Handeln in einer Versuchsanordnung: Woyzeck ist gefangen in einem Loop. Eingesperrt in einer bildgewaltigen Welt aus Schatten und Dämonen. Sinn und Moral des Lebens werden infrage gestellt. Das Gefühl von Zeit kommt abhanden. Abläufe wiederholen sich. Woyzecks Albtraum von einem Leben will immer und immer wieder erlebt werden. Entscheidet er sich dabei immer gleich? Oder schreibt er seine Geschichte um?
„Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.“ (Georg Büchner)