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Herr Puntila und sein Knecht Matti

von Bertolt Brecht / Volksstück nach Erzählungen und einem Stückentwurf von Hella Wuolijoki / mit Musik von Paul Dessau und Jörg Gollasch
Regie: Karin Beier
Premiere am 22/09/2024
SchauSpielHaus
3 Stunden
10 Minuten
Inkl. einer Pause
Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) Josef Ostendorf, Joachim Meyerhoff, Kristof Van Boven, Lilith Stangenberg, Michael Wittenborn, Maximilian Scheidt (im Wohnwagen Jakob Neubauer)
3.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) Kristof Van Boven, Lilith Stangenberg, Josef Ostendorf
4.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz)  Jan-Peter Kampwirth, Michael Wittenborn, Joachim Meyerhoff, Maximilian Scheidt, Josef Ostendorf
6.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg: »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) Kristof Van Boven, Joachim Meyerhoff, Michael Wittenborn
8.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) Joachim Meyerhoff, Jan-Peter Kampwirth
12.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) Joachim Meyerhoff
3.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) Kristof Van Boven, Lilith Stangenberg, Josef Ostendorf
1.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) Josef Ostendorf, Joachim Meyerhoff, Kristof Van Boven, (im Wohnwagen: Vlatko Kučan)
5.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) )Josef Ostendorf, Jan-Peter Kampwirth, Joachim Meyerhoff, Kristof Van Boven, Michael Wittenborn
7.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) Lilith Stangenberg, Josef Ostendorf
9.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz)  Josef Ostendorf, Kristof Van Boven (im Wohnwagen: Vlatko Kučan)
13.	Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, Szenenfoto »Herr Puntila und sein Knecht Matti« (Regie: Karin Beier / Bühne: Johannes Schütz) Kristof Van Boven, Joachim Meyerhoff

„Geehrtes Publikum, die Zeit ist trist. / Klug, wer besorgt, und dumm, wer sorglos ist! / Doch ist nicht überm Berg, wer nicht mehr lacht / Drum haben wir ein komisches Spiel gemacht.“

Bertolt Brecht sitzt abgeschnitten von der Welt auf einem Landgut im finnischen Exil. Für einen Dramatikwettbewerb überarbeitet er den Entwurf eines Volksstücks seiner Gastgeberin Hella Wuolijoki. Der Erfolg bei der Jury bleibt aus, doch nach Ende des Zweiten Weltkriegs avanciert dieses Porträt einer moralisch wie ökonomisch verschuldeten Gesellschaft, in der die Herrschaftsverhältnisse so untragbar wie unauflösbar sind, neben der »Dreigroschenoper« zu Brechts meistgespielten Stücken.

Der Gutsbesitzer Puntila lässt keine Gelegenheit aus, sich dem Alkohol hinzugeben. Unaufhörlich meldet sich der Durst. Betrunken zeigt er sich gesellig und empathisch, macht Versprechungen, führt sein moralisches Gewissen spazieren, sieht sich als Opfer seiner Rolle, wirbt bei seinen Untergebenen um Verständnis für seine Besitzverhältnisse und die Macht, die daraus resultiert. Wie gerne wäre er ein anderer. Wie gerne verhielte er sich menschlich, wäre wie Matti, sein Chauffeur, dem er jedoch in nüchternem Zustand keinerlei Rechte zuspricht – zumal dieser ein „Roter“ ist, eine drohende Gefahr, einer, der sich organisieren und emanzipieren könnte gegen seinen Herrn. Darum weiß Puntila, besonders in den Momenten, wenn der Durst nachlässt. Ausgenüchtert verwandelt er sich zum kalten, berechnenden Herrenmenschen, dem alles zum Geschäft wird, auch Beziehungen, selbst die eigene Tochter. Doch seine Zeit geht zu Ende. Das spürt er in jedem Moment.

Auch wenn Puntila einem wie ein vorsintflutliches Tier erscheinen mag, tritt es einem erstaunlich vertraut entgegen. Es ist der Blick in die Geschichte, der sich lohne, schreibt Brecht, „weil die Ablagerungen überwundener Epochen in den Seelen der Menschen noch lange liegen bleiben.“ Wie Gespenster tauchen Figuren dieser vergangenen Zeit wieder auf, Gespenster eines welthistorischen Zweikampfs, der für beendet gehalten wurde, Gespenster, die mahnen, dass die monströse Ungleichheit in der Welt auf Dauer nicht zu tragen ist.

Pressestimmen

SWR

„[Karin Beier] beatmet das Volksstück von 1940 mit viel frischer Inszenierungsluft und belebt es mit einem ganz und gar außergewöhnlichen, großartigen Ensemble. [...] Wie [Joachim Meyerhoff] blitzschnell zwischen Rausch, seliger Menschlichkeit zu nüchterner, schneidender Kälte wechseln kann, wie er mit Schnapsgläsern, Worten und Gesten jonglieren und Stimmungen variieren kann, ohne Gleichen. Kristof Van Boven ist ein Knecht auf Augenhöhe. Muss seinem Herrn nicht nur die Getränke, sondern kann ihm immer auch das Wasser reichen. Mit diesen beiden Ausnahmeschauspielern werden aus den Modellcharakteren Brechts Figuren aus Bühnenfleisch und Blut.“ (Ina Beyer)

Deutschlandfunk

„So prägen viele wirklich schöne schauspielerisch mitreißende Momente diese Aufführung und die Bühne von Johannes Schütz schafft Abstraktion dazu. Kein Gutshof ist zu sehen und nicht eine finnische Birke, dafür ein alter Wohnwagen. […] Die wohlige Wärme des finnischen Sommers, in dem das Stück ja eigentlich spielt, entwickelt sich mit dem fabelhaften Ensemble.“ (Michael Laages)

nachtkritik.de

„Ein überragendes Ensemble lotet jeden Winkel dieser Geschichte von Macht und Ohnmacht mit großer Entdeckerlust und Spielfreude aus. Derbe Momente und leise Töne, Schenkelklopfer und Abgründe, Slapstick und Poesie, wilde Tänze und lakonische Moritaten fügen sich klug arrangiert zu einer lustvollen Gesamtkomposition, in der jedes Tempo stimmt.“ (Stefan Forth)

Hamburger Abendblatt

„Karin Beier verstehe es wie wenige, all das in einem unterhaltsamen, unheilvollen, gegenwartsrelevanten Abend zu transportieren. [...] Doch so schwarz und weiß sind all die Charaktere gar nicht, die Karin Beier da auflaufen lässt und zwischen denen ein glänzender Meyerhoff verschwitzt und in ungezügelter Jekyll-und-Hyde-Manier berserkert. Wobei es auch in seinem Naturell keine klaren Grenzen gibt, immer schwingt auch das Negativ mit.“ (Maike Schiller)

Kieler Nachrichten

„Mit Bertolt Brechts »Herr Puntila und sein Knecht Matti« gelingt Karin Beier ein faszinierender Spielzeitauftakt am Schauspielhaus Hamburg. Joachim Meyerhof brilliert in der bildmächtigen Inszenierung als launischer Gutsbesitzer Puntila.“ (Ruth Bender)

FAZ

„Karin Beier und ihr famoses Ensemble haben genau in Brechts dialektisch raffinierten Theatertext hineingelauscht und schärfen ihn mit abgründigem Schabernack zu einem fatalen Ende hin. […] So apokalyptisch modern ist Brechts »Puntila« selten auf eine Bühne gekommen – und das tut dem Stück gut.“ (Irene Bazinger)

WELT

„Was Beier mit Brecht auf die Bühne bringt, ist die so oft gesuchte und auch oft vermisste Verbindung von gesellschaftskritischer Kraft und begeisternder Theaterkunst. Dass sie dafür die richtigen Schauspieler in Hamburg hat, zeigt der »Puntila« als bis in die kleinsten Nebenrollen fantastisch besetztes und gespieltes Ensemblestück auch.“ (Jakob Hayner)