Der Geheimagent
Ein internationales Gipfeltreffen führender Politiker soll stattfinden. Die Geheimdienste kämpfen gegen terroristische Angriffe überall in Europa, aber sie bekämpfen sich auch untereinander: So erscheint die englische Gesetzgebung einem ausländischen Geheimdienst viel zu liberal. Was tun? Man beauftragt einen Agent Provocateur damit, ein Bombenattentat in London durchzuführen. Im Schock werden die Briten ihre Gesetze verschärfen, so das Kalkül. Was wie eine Vision aus dem 21. Jahrhundert klingt, liegt der Handlung eines Romans zugrunde, den Joseph Conrad 1907 veröffentlicht. »Der Geheimagent« ist Adolf Verloc, der mit seiner Frau Winnie und ihrem geistig behinderten Bruder Stevie einen schmuddeligen Laden im Londoner Stadtteil Soho betreibt. Verloc führt ein Doppelleben: Er spioniert als Spitzel der britischen Polizei, aber auch einer ausländischen Botschaft anarchistische Kreise aus. Eines Tages bekommt er seitens der Botschaft den Auftrag, einen fingierten Terroranschlag auf die Sternwarte von Greenwich auszuführen. »Der Geheimagent« ist ein knallharter Politikkrimi um die Täuschungen und Selbsttäuschungen aller beteiligten Figuren. Seinem schonungslosen Blick auf private und ideologische Abgründe gewinnt Joseph Conrad auch zahlreiche komische Momente ab, denn die Figuren verstehen sich nicht oder sie verstehen sich falsch, sei es aus Ignoranz, Borniertheit oder Naivität.