Häuptling Abendwind
Echte Staatsgeschäfte werden beim Essen gemacht. Und so ist es auch kein Wunder, dass sich Häuptling Abendwind („der Sanfte“) für die Bewirtung seines Staatsgastes Häuptling Biberhahn („den Heftigen“) auf dringender Frischfleischsuche befindet. Ins Visier gerät hierbei ein schiffbrüchiger Friseur aus Europa.
Doch die Sache ist kompliziert: denn Abendwinds Tochter Atala schwärmt für den angeschwemmten Haarspezialisten und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen das kulinarische Vorhaben ihres Vaters. Doch der Häuptling kennt kein Erbarmen. Mulmig wird Abendwind erst in dem Moment zumute, in welchem sein Staatsgast nach dem ersten Bissen des frischen Friseurbratens von seinem in Europa lebendem Sohn berichtet. Man ahnt, hier bahnt sich eine mittelschwere Häuptlingskrise an. Und die damit verbundene Frage, wer am längeren Knochen nagt. Auf Musik der gleichnamigen Operette Jacques Offenbachs basierend, erzählt Nestroy von den kannibalistischen Auswüchsen autokratischer Regierungsführung. Leichte Abweichungen hinsichtlich der von Nestroy vorgeschlagenen Speiseabfolge könnten sich ergeben. Einige Zutaten jedoch scheinen unumgänglich und werden von Abendwinds Chefkoch HO-GU entsprechend umstandslos beim Namen genannt: „A bisserl ein' Bananenschmarrn und südpolische Umurken“.
Nominierung für den NESTROY Preis 2019 "Beste Aufführung im deutschsprachigen Raum"