Zur vorherigen Seite

Die Stadt der Blinden

Empfohlen ab 16 Jahren

nach dem Roman von José Saramago / Fassung von Kay Voges, Bastian Lomsché und Matthias Seier / Deutsch von Ray-Güde Mertin
Regie: Kay Voges
Premiere am / 16/03/2019
SchauSpielHaus
2 Stunden
15 Minuten
Die Stadt der Blinden / Marcel Urlaub
Die Stadt der Blinden / Marcel Urlaub
Die Stadt der Blinden / Marcel Urlaub
Die Stadt der Blinden / Marcel Urlaub

Keine aktuellen Termine

An einer belebten Straßenkreuzung wartet ein Mann darauf, dass die Ampel auf Grün schaltet – und erblindet. Ein hilfsbereiter Passant bringt den Erblindeten nach Hause, wenig später kann auch er nicht mehr sehen. Eine rätselhafte Epidemie scheint ausgebrochen, immer mehr Menschen der Stadt werden von einem Augenblick auf den anderen blind. Um weitere Ansteckungen zu vermeiden, weiß sich die Regierung keinen anderen Rat, als die Betroffenen in einer verlassenen Irrenanstalt zu internieren. Orientierungslos, sich selbst überlassen, unfähig ihr Schicksal zu begreifen, versuchen die Blinden ihr Leben in dieser neuen Umgebung zu organisieren. Doch je mehr Menschen eintreffen, desto unerträglicher, chaotischer, gewalttätiger wird die Situation. Eine Gruppe Männer reißt die Macht an sich. Mit zügelloser Brutalität unterdrücken sie die anderen Blinden, verweigern ihnen den Zugang zur Verpflegung, stehlen ihnen Hab und Gut und als nichts mehr davon übrig ist, verlangen Sie nach den Frauen.
In seinem Roman »Die Stadt der Blinden« zeichnet der große portugiesische Erzähler José Saramago – 1998 mit dem Literatur-Nobelpreis geehrt – nicht nur das realistische Bild einer plötzlichen Katastrophe, er enthüllt gleichzeitig das philosophische Universum einer allgemeinen Blindheit, in dem menschliches Handeln als gewalttätige und lächerliche Groteske erscheint.
Kay Voges, der mit seiner spektakulären Inszenierung »Die Borderline Prozession« zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde und mit seiner Simultanaufführung »Die Parallelwelt« für Furore sorgte, inszeniert zum ersten Mal am Deutschen SchauSpielHaus.

HINWEIS:
Im Stück werden sexualisierte Gewalthandlungen und deren Folgen für die Betroffenen geschildert.
Im letzten Teil der Inszenierung werden für ca. 25 Minuten massiv Blitz- und Stroboskopeffekte eingesetzt und es kann zu Blendungsreaktionen kommen.


BLICK HINTER DIE KULISSEN:
Finden Sie hier einen Blick hinter die Kulissen der Inszenierung von Philip Jestädt.
 

Pressestimmen

Hamburger Abendblatt

„Neu-Ensemblemitglied Sandra Gerling verzweifelt als einzig Sehende in Großaufnahme. Sie ist die Barmherzige und Racheengel, eine grandiose und kraftvolle schauspielerische Leistung. Das gesamte Ensemble geht hier an Grenzen, es beeindruckt dabei nicht nur emotional, sondern auch logistisch. Der Abend ist konzentriert, handwerklich enorm präzise und formal nahezu perfekt gebaut.“

SWR 2

„Voges bringt den dichten Text Saramagos wie eine Collage auf die grandios von Pia Maria Mackert gestaltete Bühne. Das heruntergekommene Gebäude der Irrenanstalt dreht sich und offenbart immer neue Ansichten. Videoprojektionen tauchen in surreale Welten. So entstehen Momente von schmerzhafter Schönheit, wenn in dem Chaos, live gesungen, ein Lied von Johannes Brahms erklingt. (…) Kay Voges hat den anspielungsreichen Roman-Essay Saramagos in einen präzise gearbeiteten Theaterabend verwandelt. Dabei zieht er mit Bühnenbild, Video, Design und Musik ästhetisch und emotional alle Register.“

Süddeutsche Zeitung

„Kay Voges‘ Überwältigungsregie ist überzeugend konsequent und schlüssig in ihren anstrengenden Mitteln. Sie macht die Grausamkeit realer Politik, an die man sich als abstrakte mediale Normalität aus Syrien, dem Kongo oder China zu gewöhnen droht, in einem Maße nachvollziehbar, wie es selten zu erleben ist im Theater.“

FAZ

„Kay Voges‘ eindrucksvoll spannendes Überwältigungstheater zeigt zwar, wie es blitzt und donnert. Wo allerdings dieses Gewitter herkommt, wo es hingeht, sagt es nicht, ebenso wenig, wie das José Saramago getan hat. Das müssen wir uns schon selbst überlegen, auch beim Theater im Zeitalter seines technischen Überangebots.“

NDR 90,3

„Was passiert mit einer Gesellschaft, die verlernt hat, zu sehen? Diese kollektive Erblindung ist ziemlich zeitgemäß, auch wir drohen vielleicht kollektiv zu erblinden. Großes Überwältigungstheater, das am Ende aber wirklich etwas erzählt.“

taz

„Kay Voges gelingt etwas Erstaunliches: Er schafft es, in der Erzählung dieser apokalyptischen Parabel Schönheit und Grauen zugleich zu erfassen. (…) Voges ist ein Theater-Filmerzähler. Mit großer Exaktheit und noch größerer Virtuosität baut er Bilder, erstellt mit dem 21-köpfigen Ensemble einen beeindruckenden Live-Film auf der Bühne, gezeigt im Moment seiner Produktion.“

nachtkritik.de

„An Kay Voges‘ »Stadt der Blinden« ist vieles beeindruckend. Der Schnitt und die sanfte, aber effektive Lenkung des Zuschauerblicks durch die Bilder der Kameras. (…) So gelingt Voges mit seiner postapokalyptischen Hausparty der Körperflüssigkeiten eine kluge Übertragung des Romans – mit einem Ensemble, das viel erdulden muss, aber eine beeindruckende Leistung dabei hinbekommt.“