Endsieg
„Denn das alles handelt von uns.“
Die Krise der Demokratie sitzt tief. Ratlosigkeit breitet sich aus. Umso wichtiger ein Text, den Elfriede Jelinek kaum zwei Wochen nach dem erneuten Wahlsieg Donald Trumps in den USA auf ihrer Homepage veröffentlicht: »Endsieg«, ein düsteres Nachspiel zu »Am Königsweg«, ihr Stück zur US-Wahl vor acht Jahren.
Mit der Macht der Intelligenz demontiert sie auch hier die populistische Rhetorik des „neuen alten Königs“ und konterkariert das Kampfgebrüll der rechten Rotten mit einem von ihr selbst so genannten „Gedicht“. War im früheren Stück noch Fassungslosigkeit spürbar, dass jemand wie Trump tatsächlich die Wahl gewinnen konnte, ist die aktuelle Bilanz bedenklich. Der Triumph der neuen Rechten ist durchschlagend: Die Abgehängten aus »Am Königsweg« werden in »Endsieg« zum „Volk“, eine entfesselte Menge, die ihren Anführer gerade wegen seiner gewaltbereiten, menschen- und demokratieverachtenden Absichten liebt und bewundert. Mit bösem Spott zeigt Jelinek die geradezu kultische Verehrung des „neuen alten Königs“ als göttlich auserwählter Erlöser. Auch die übermächtigen Schatten hinter dem König, seine politischen und ökonomischen Seilschaften, nimmt sie ins Visier. Vollends ernüchternd der Blick auf Versuche, sich gegen diese Bewegung zu stemmen: „Ich sage, es gibt nichts mehr, es gibt nichts anderes mehr, das Andere existiert nicht mehr, da gibt's nichts zu schauen, nur den Einen gibt es noch“, konstatiert die blinde Seherin und beschreibt damit den fatalen Zerfall jeder Opposition.
»Endsieg« ist ein politisch-poetisches „Nachspiel“ zur Stunde, das sofort auf eine Bühne gehört. Falk Richter, der vor sieben Jahren »Am Königsweg« in einer vielfach ausgezeichneten Inszenierung am SchauSpielHaus uraufführte, und sein Ensemble haben diese Herausforderung angenommen und stellen kaum vier Wochen nach der US-Wahl auf der großen Bühne des SchauSpielHauses den Text von Elfriede Jelinek in einer ersten Skizzierung vor. Keine normale Inszenierung also, sondern eine szenische Annäherung, gerne zu verstehen als umgehende politisch-künstlerische Aktion