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Iokaste

ANTHROPOLIS IV

von Roland Schimmelpfennig/ Aischylos/ Euripides
Regie: Karin Beier
Uraufführung am / 27/10/2023
SchauSpielHaus
1 Stunde
45 Minuten
Keine Pause
Iokaste / Thomas Aurin
Iokaste / Thomas Aurin
Iokaste / Thomas Aurin
Iokaste / Thomas Aurin
Iokaste / Thomas Aurin
Iokaste / Thomas Aurin
Iokaste / Thomas Aurin
Iokaste / Thomas Aurin
Iokaste / Thomas Aurin
Iokaste / Thomas Aurin

Von den Grenzen der Diplomatie handelt der Konflikt zwischen den Brüdern Eteokles und Polyneikes. Nach der Selbstblendung ihres Vaters Ödipus werden sie mit der Macht beauftragt. Polyneikes beschuldigt seinen Bruder, sich nicht an die Verabredung des jährlichen Regierungswechsels gehalten zu haben und droht, die Stadt Theben mithilfe von Verbündeten in einem Angriffskrieg einzunehmen. Die Mutter Iokaste zwingt die beiden an den Verhandlungstisch: Rede vor Rache. Sie appelliert an die menschliche Autonomie und die Freiheit der Wahl. Was aber, wenn subjektives Gerechtigkeitsempfinden und Recht nicht deckungsgleich sind wie im Falle von Polyneikes, der sich um den Thron geprellt sieht? Diplomatie erfordert die Fähigkeit zum Verzicht. Doch klebt das „Nicht Weichen Wollen“ geradezu symptomatisch an der Familie des Ödipus. Weder er noch sein Vater Laios haben sich den Vortritt gelassen, als sie einander an der Wegkreuzung gegenüberstanden. Eteokles rückt vom Machtanspruch ebenso wenig ab wie Polyneikes. Und die kleine Antigone wird später selbst unter Todesandrohung auf einem ordentlichen Begräbnis ihres Bruders bestehen.

Inspiriert ist »Iokaste« von der Mythenbearbeitung des Euripides unter dem Titel »Die Phoenissen« und der ungefähr 60 Jahre älteren Tragödie »Sieben gegen Theben« von Aischylos. Der Text »Iokaste« dreht die Schraube weiter ins Hier und Jetzt. Moderne Krisenherde lassen sich nicht durch militärische Interventionen löschen. Seit dem Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges im Februar 2022 ist dieser Stoff des mörderischen Bruderkonfliktes und des Scheiterns der Diplomatie von erschreckender Aktualität.

Pressestimmen:

Hamburger Abendblatt

„Das künstlerische Duo Karin Beier und Roland Schimmelpfennig hat sich mit „Iokaste“ noch einmal gesteigert. Das Wagnis, eine fünfteilige Antikenserie aufzulegen darf schon jetzt als Sensation gelten. Eine, die auch inhaltlich, szenisch, schauspielerisch ihr Versprechen einlöst. Eine eindringliche Inszenierung – gerade in diesen von Kriegen neuerlich erschütterten Tagen. Selten war das Theater so dicht dran an der Stadtgesellschaft. Und selten war es von so erschreckender Relevanz.“

nachtkritik.de

„Vielleicht sind es wirklich die zentralen Rätsel unserer Zeit, denen sich Regisseurin und Intendantin Karin Beier hier stellt, indem sie den kriegerischen Mythos um Iokaste und ihre Kinder in die Gegenwart holt. Es ist jedenfalls der Kulminationspunkt ihrer bisherigen Antikenbefragung in Serie, die große Ungeheuerlichkeit, auf die alles Vorherige zuzulaufen scheint.“

Hamburger Morgenpost

„Regisseurin Karin Beier findet […] starke Bilder, besonders am Schluss – als die blutigen Brüder in einer Art Todesstarre ineinander verkeilt sind und Daniel Hoevels als Menoikeus kopfüber an einer Kette hängt. Er hat sich geopfert, völlig umsonst. Diese brandaktuelle „Iokaste“ zeigt, wo die Diplomatie machtlos ist, und lässt das Publikum den Schrecken des Krieges spüren.“

theaterzeithamburg.de

„Als hätten Schimmelpfennig und Beier diesen vierten Teil direkt nach den aktuellen „tagesthemen“ geschrieben und inszeniert. Das geschieht ohne angestrengte Aktualisierungsbemühungen, es ergibt sich vielmehr zwingend aus den antiken Vorlagen.“

nachtkritik.de

„Die Ursprungstragödien, "Sieben gegen Theben" von Aischylos und "Die Phönikerinnen" von Euripides, werden auf ihre Essenz konzentriert, der bearbeitete Text auf zentrale, wirkmächtige Sätze reduziert – und Beier und Schimmelpfennig gelingt es auch noch, die Kernelemente der Handlungsstränge selbst über Folgengrenzen hinweg nachvollziehbar zu halten. Das an sich ist schon eine große dramaturgische Leistung.“

nachtkritik.de

„Die überragende Julia Wieninger findet an diesem Abend einen Menschen im Mythos um die Frau des Ödipus.“

Hamburger Abendblatt

„Jeder Abend findet Momente der Leichtigkeit, der Komik, der Albernheit sogar. Und jeder Abend geht ein neues Risiko ein, sucht einen neuen Zugriff, lebt die Extreme und lässt trotzdem Raum für Zwischentöne. Der große Bogen ist dabei stets sichtbar, inhaltlich, aber auch formal und ästhetisch. Eine unglaubliche Leistung der Regisseurin, des Autors, der Dramaturgie, des Ausstattungsteams

Sehen Sie alle Teile von ANTHROPOLIS

Prolog / Dionysos

ANTHROPOLIS I

Dionysos / Rocket & Wink
von Euripides/Roland Schimmelpfennig
Regie: Karin Beier

Laios

ANTHROPOLIS II

Laios / Rocket & Wink
von Roland Schimmelpfennig
Regie: Karin Beier

Ödipus

ANTHROPOLIS III

Ödipus / Rocket&Wink
von Sophokles/Roland Schimmelpfennig
Regie: Karin Beier

Antigone

ANTHROPOLIS V

Antigone / Rocket & Wink
von Sophokles/ Roland Schimmelpfennig
Regie: Karin Beier