Der Morgenstern
Es ist unerträglich heiß in Bergen, und die Nächte sind fast so hell wie der Tag. Plötzlich taucht ein neuer Stern am Himmel auf. Strahlend wie die Sonne, weiß wie der Mond, unterbricht er das Leben der Menschen. Außergewöhnliche Ereignisse beginnen sich zu häufen. In einem OP erwacht ein Toter zum Leben, ein satanistischer Ritual-Mord erschüttert die Stadt, Verstorbene werden gesichtet, der dunkle Wald entwickelt eine seltsame Anziehungskraft und über allem scheint verheißungsvoll der neue helle Morgenstern. Nur was bedeutet er, dieser unbekannte Himmelskörper?
Aus Momenten des alltäglichen Lebens und ihren rätselhaften Unterbrechungen entwickelt Karl Ove Knausgård ein Panorama der westlichen Zivilisation und ihrer Krise. Unsicherheit und Angst greifen um sich. Hat Gott etwas damit zu tun, wenn die Grenze zwischen Leben und Tod zu verschwimmt? Oder ist der Morgenstern doch ein Zeichen für den Aufstieg des Teufels? Der Einbruch des Unerklärlichen macht die dunklen Seiten hinter den gesicherten Existenzen der Einwohner*innen Bergens sichtbar: Sucht, Gewalt, Einsamkeit und Abhängigkeit. Und während sie noch über den Glauben, das Leben und den Tod philosophieren, bahnt sich ein Ende an.
Im einzigartigen Knausgård-Sound, der den norwegischen Schriftsteller und seine autobiografischen Bücher weltberühmt werden ließ, verbindet der diesmal rein fiktionale Roman „Der Morgenstern“ auf brillante Weise Essay und detaillierte Alltagsbeschreibung, Horror und grotesken Humor. Viktor Bodo inszeniert die Bühnenfassung von Armin Kerber als multiperspektivisches Ensemblestück der Gleichzeitigkeit und öffnet die sichergeglaubten Wände der Stadt für das Ungewisse.